Anika hat Aids überlebt. In der Reha folgte der Schlag in die Magengrube: Ein Warnschild auf ihrem Platz verkündete für alle sichtbar: „HIV!“ Sie ließ es nicht auf sich beruhen.
Anika gehörte zu den Menschen, die schwer krank werden, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. Vor einigen Jahren landete sie mit Aids auf der Intensivstation. Es war verdammt knapp.
Eine HIV-Therapie brachte sie langsam zurück ins Leben. Denn HIV ist zwar nicht heilbar, kann aber heute sehr effektiv behandelt werden – sogar, wenn die Infektion schon weit vorangeschritten ist.
Als Anika im Krankenhaus lag, hatte sie Zeit zum Nachdenken. Ihr wurde bewusst, dass sie ihr Leben als Frau führen wollte und begann, als sie wieder fit war, mit ihrer Transition. HIV war dabei kein Hindernis. Ihr Arzt machte ihr Mut, diesen Schritt zu gehen.
Das größte Hindernis für Anika war die Ignoranz in der Reha-Einrichtung, wo sie ja eigentlich wieder zu Kräften kommen sollte. Dass das Personal und andere Patient*innen wegen ihrer HIV-Infektion mit einem Schild vor ihr gewarnt wurden, war der Gipfel. So falsch und so verletzend, dass es kaum zu glauben ist.
„Ich dachte nur, ich gucke nicht richtig“, erinnert sich Anika. Sie beschwerte sich bei der Klinikleitung.
„Die haben sich dann vielmals entschuldigt und damit war die Kiste durch. Danach kam das Thema HIV in der Reha nicht mehr vor, außer wenn ich es selbst ansprach.“
Ähnlich ging Anika vor, als einmal in einer Arztpraxis ihr Termin auf das Ende des Vormittags geschoben wurde – obwohl sie schon im Wartzimmer saß. So etwas passiert immer wieder, weil medizinisches Personal fälschlicherweise denkt, nach HIV-Patient*innen müsste alles besonders gründlich gereinigt werden.
Auch hier wurde Anika deutlich und brachte zum nächsten Besuch ein Faltblatt der Aidshilfe zum Thema mit.
„Das ist so meine Art, die Leute aufzuklären. Fehler benennen und, wenn möglich, Informationen zur Verfügung zu stellen.“
Hier gibt es noch das Interview mit Anika: https://www.welt-aids-tag.de/kampagne/anika/interview/