„Jetzt im Lockdown ist es besonders wichtig, dass die Menschen Informationen zu den Themen HIV und AIDS leicht und verständlich im Internet finden können“, erklärt Matthias Weber, der Vorsitzende der Aidshilfe im Märkischen Kreis. „Die HIV-Pandemie, die seit ihrem Ausbruch 35 Millionen Menschenleben gefordert hat, ist noch nicht besiegt“, betont er. Seit März 2020 ruhe leider die Arbeit coronabedingt auf vielen Ebenen.
Normalerweise finden jährlich im Rahmen der Präventionsarbeit über 40 Veranstaltungen statt. Den letzten Infostand gab es am 9. November 2019 beim Iserlohner Gesundheitstag. Die letzte Präventionsveranstaltung an einer Schule fand am 17. Februar 2020 in Menden statt. Die geplanten Theater- und Kinoaufführungen in Lüdenscheid, Iserlohn, Hemer und Menden mussten 2020 coronabedingt ebenfalls komplett ausfallen.
Im Sommer des vergangenen Jahres sah es so aus, als ob zumindest die Präventionsarbeit an den Schulen bald wieder aufgenommen werden könne. Nachdem die ersten Termine in Menden, Meinerzhagen und Lüdenscheid feststanden, machte das Virus den Plänen erneut einen Strich durch die Rechnung. Mit dem neuen Lockdown musste die Arbeit vor Ort wieder zurückgefahren werden.
„Wir haben die Zeit unter anderem dafür genutzt, unsere Website komplett neu zu gestalten und die dort zu findenden Informationen auszubauen“, so Weber. Hinzu seien Berichte über die Arbeit der letzten Jahre gekommen. Die Infos über HIV und AIDS wurden an den neuesten Stand der Forschung angepasst. Die neue Website ist technisch auf dem neuesten Stand und lässt sich auch auf Handys sehr gut lesen und benutzen. Sie ist mit einer großen Schrift, hohem Kontrast und einer klaren Gliederung weitgehend barrierefrei.
Es wurde ebenfalls eine Bestellmöglichkeit für Broschüren in verschiedenen Sprachen eingefügt. „Wir wollen so auch Migrantinnen und Migranten erreichen, die in ihren Heimatländern keine ausreichende Möglichkeit hatten, sich über HIV, AIDS und andere sexuell übertragbare Erkrankungen zu informieren. Deshalb gibt es auf der Internetseite jetzt auch Informationen in Englisch und Französisch“, so Matthias Weber.
Geplant ist auch, den Arztpraxen im Märkischen Kreis mehrsprachige Infobroschüren zukommen zu lassen, um dort Menschen die Möglichkeit zu bieten Informationen diskret mitzunehmen. AIDS ist in vielen Bereichen der Gesellschaft immer noch ein Tabu und führt auch heute noch oft zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Vereinsamung.
Nicht nur der Lockdown schränkt die Handlungsmöglichkeiten der Aidshilfe im Märkischen Kreis ein. Es gibt ebenfalls ein Raumproblem. 2018 musste sie die von der Stadt Menden zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten am Westwall zu Gunsten der Bewährungshilfe verlassen. „Wir bekamen eine Ecke in einem Kellerraum der Anne-Frank-Schule zur Verfügung gestellt, den wir als Lager nutzen. Dieser Raum ist für Beratungsgespräche, Treffen usw. aber absolut ungeeignet“, so Matthias Weber. Auch die Möglichkeit, sich mit Menschen, die Beratung suchen, in einem Café zu treffen gebe es durch den Lockdown nicht. Es bliebe zurzeit nur die Möglichkeit telefonischer oder Online-Beratung.
„Wir haben mit Bürgermeister Dr. Roland Schröder Kontakt aufgenommen, und hoffen nun auf eine Verbesserung der Lage“, so der Vorsitzende. Die Aidshilfe werde spätestens mit dem Ende des Lockdowns die Arbeit wieder in vollem Umfang aufnehmen.
Eine Impfung gegen Corona gibt es zurzeit für Mitarbeiter der Aidshilfe nicht. Eine Nachfrage in Lüdenscheid wurde negativ entschieden. „Wir arbeiten daran, den Schulen im Bereich Präventionsarbeit ein Angebot auf Distanz via Internet anzubieten. Unser Mann für Öffentlichkeitsarbeit, Peter Müller, steht in den Startlöchern“, erzählt Matthias Weber. Alle Schulen im MK werden in den nächsten Tagen dazu Informationen erhalten.